22. November 2024 - 21. März 2025

19. November 2024

Wie SAP die Sportwelt revolutioniert

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Passend zur diesjährigen FIFA Fußballweltmeisterschaft in Russland möchten wir euch SAPs Lösung SportsONE vorstellen. Die Webanwendung, damals noch unter dem Namen Match Insights beworben, ist bereits bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zum ersten Mal zum Einsatz gekommen. Das Tool basiert auf der SAP HANA-In-Memory-Technologie und bietet die Möglichkeit, Spiele und Spieler der gegnerischen Mannschaft zu analysieren und taktische Züge vorauszuplanen.

Die Digitalisierung hat auch im Sport Einzug gehalten. Das ist spätestens im Jahr 2014 bekannt geworden, als die deutsche Fußballnationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Brasilien neben guter Spielplanung und -performance sicherlich auch durch Big-Data-Analysen gewonnen hat. Damals wurden die In-Memory-gestützten Anwendungen namens Match Insights und Penalty Insights (eigens für Torwärter, Torwarttrainer und Elfmeterschützen entwickelt) zum ersten Mal herangezogen, und das mit Erfolg. 

Zusammen mit SAP entwickelte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Lösungen, mit denen die Spielerperformance bei den Trainings verbessert werden sollten. Die Tools helfen den Spielern dabei, Spielsituationen besser einzuschätzen, um entsprechend schnell reagieren zu können. Sie können damit jedoch nicht nur ihre eigene Leistung optimieren, sondern ebenso Verhaltensmuster der gegnerischen Spieler studieren und entsprechend trainieren.

„Heutzutage ist jeder Sportverein auf der Suche nach innovativen Ansätzen, um einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Rivalen zu haben,“ erklärte Oliver Bierhoff, Manager der deutschen Nationalmannschaft, in einem Interview. „Wir repräsentieren eine der erfolgreichsten Teams der Welt. Der DFB ist verpflichtet, der deutschen Nationalmannschaft die beste Technologie zur Verfügung zu stellen. SAP erfüllt dieses Kriterium“.

Schnell und effizient: SAP HANA

Ausgehend vom Prototyp Match Insights hat sich heute eine komplette Cloud-basierte Plattform namens SportsONE entwickelt. Diese Anwendung ist in Modulen angelegt und kann von Apps mithilfe eines Smartphones oder Tablets genutzt werden. Die Funktionen wurden nach umfangreichen Tests mit SAPs Partnern TSG Hoffenheim, dem 1. FC Nürnberg und dem DFB im Rahmen von sogenannten Co-Innovationsprojekten ausgebaut. Vereine oder in diesem Fall die Nationalelf können von historischen bis hin zu aktuellen Daten, die über Sensoren gesammelt und gesendet werden, in das Tool aufnehmen. Weil es sehr viele Daten sind, die an einem Ort untergebracht werden müssen, setzt man die In-Memory-Technologie von SAP HANA ein. Sie vereinfacht Zugriffe auf die Datenbank, indem sie schnell und effizient ist. Schließlich wird als Speicherort der Hauptspeicher eines Rechners verwendet. Der Hauptspeicher stellt den schnellsten Speichertyp dar und kann deshalb durch Beschleunigung von Datenmengen eine große Datenmenge aufnehmen (siehe dazu unsere S/4HANA-Artikelreihe).

Primär ist SportsONE auf Fußballvereine und -verbände zugeschnitten. Es enthält von Spielstatistiken, Informationen über die Fitness, Verletzungen, Medikation sowie den Heilungsverlauf eines Spielers, über Trainingsdaten, Spielanalysen bis hin zu Scouting-Notizen allerhand wichtige Informationen. Diese Daten kann ein Trainer dann z. B. bei seiner Trainingsplanung berücksichtigen. Dagegen wäre für einen Manager eine Einsicht in einem größeren Zusammenhang interessant. Deshalb gibt es für die unterschiedlichen Anforderungen der Beteiligten entsprechende Module. Auch für Scouts, die auf der Suche nach Nachwuchstalenten sind, gibt es seit 2015 ein eigenes Modul.

Datenpakete und Spiel(er)analysen

Mit dieser neuesten Technologie wird das Spielfeld in ein digitales Netz von Daten verwandelt. Acht Kameras rund um das Spielfeld nehmen jeden Winkel auf und wandeln selbiges in ein digitales Raster um. Des Weiteren bekommt jeder Spieler ein Kennzeichen zugewiesen, das seine Bewegungen auf dem Feld trackt. Diese Werte können z. B. Ballberührungen, die durchschnittliche Ballbesitzdauer, die zurückgelegte Zeit, Bewegungsgeschwindigkeiten sowie Richtungsänderungen der Spieler sein. In der Anwendung werden die Daten z. B. in Form von Simulationen und Graphen dargestellt, die auf dem Tablet oder Smartphone angeschaut werden können (siehe folgendes Beispielvideo).

Mit SportsONE ist es auch möglich, Stärken und Schwächen der Gegner herauszufinden und eine entsprechende defensive Taktik zu entwickeln. Die Software kann Daten für jeden einzelnen Spieler extrahieren und in Form von digitalen Personas (wie in einem Videospiel) darstellen.  

Knackpunkt Datengeheimnis

Die Daten, die gesammelt werden, betreffen die Fitness eines Sportlers. Somit ist dies ein Eingriff und Einblick in die Gesundheit und damit nicht zuletzt in die Persönlichkeitsrechte eines Individuums. Werden nun spezifische Fitnessdaten eines Sportlers gesammelt, verfügt auch eine andere Instanz über diese sensiblen Messwerte. Doch wem „gehören“ diese Daten?

Klaus Brisch, Fachanwalt für Informationstechnologierecht, erklärt: „Das sind höchstpersönliche Daten, sie liegen juristisch betrachtet ganz eindeutig in der Sphäre des Individuums. Leistungsdaten sind vergleichbar mit Gesundheitsdaten und gehören deshalb der Person, aus der sie stammen – also dem Sportler selbst. Wenn ich mit diesen Daten etwas anfangen will, als Verein, als Verband oder auch als Nationale Anti-Doping-Behörde, dann kann ich das nicht einfach so machen, es sei denn, ich habe eine gesetzliche Grundlage.“

Kritik an der Datensammlung kommt auch von der Spielergewerkschaft VDV, die sich dafür einsetzt, dass weniger Daten gespeichert werden. Schließlich können Spieler erheblichen wirtschaftlichen Schaden davontragen, falls öffentlich bekannt wird, dass sie gesundheitliche Schwächen oder Erkrankungen aufweisen. Dem DFB dürfte dieser Kritikpunkt bewusst sein, dennoch soll der Bau für die neue DFB-Akademie in Frankfurt Ende 2018 fertig sein. Hier sollen Wissenschaft, Technologie und Fußball miteinander vereint analysiert, zusammengefasst und ausgetauscht werden. Sie soll die „Talent- und Ideenschmiede des deutschen Fußballs werden“.  

International breit aufgestellt

Außerhalb Deutschlands und Europa hat SAP SportsONE ebenso Berühmtheit erlangt und weitere Kunden z. B. in der Schweiz (FC Basel), in den USA (Philadelphia Union), in Mexiko (z. B. Club Tijuana), in China (Jiangsu Suning) oder in Japan (z. B. FC Imabari) gewonnen (Stand Januar 2018). Neben Fußball hat SAP auch in anderen Sportarten wie z. B. Tennis, Basketball, American Football oder Reitkunst ähnliche Lösungen entwickelt und etabliert.

Wir dürfen gespannt sein, wie die deutsche Elf die FIFA WM in Russland meistern wird. Auch, wenn Oliver Bierhoff behauptet, dass eine Software allein keine Tore schieße, kann man mit Bestimmtheit sagen, dass sie die Wahrscheinlichkeit dafür dennoch vergrößert.

Das nächste Ziel hat sich SAP schon in der Entwicklung der Raumaufteilung gesetzt. Anhand von Algorithmen sollen unterschiedliche Spielsituationen mithilfe der Spielideen des Trainers berechnet werden. Damit kann auch der Sportdirektor mit relevanten Zahlen versorgt werden und Vorschläge für geeignete Transfers bekommen.

Falls ihr daran interessiert seid, eure Lieblingssportart in Verbindung mit SAP-Kenntnissen zu kombinieren, solltet ihr früh anfangen, während eures Studiums relevante SAP-Kurse bei uns zu belegen, um somit einen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt zu haben ;-)

                                                                                                   von Gohar Zatrjan
 

Quellen

  • SAP News (Deutsch): (https://news.sap.com/germany/ist-eigentlich-sap-sports-one/) (2015)
  • SAP News (Englisch): (https://news.sap.com/sap-dfb-turn-big-data-smart-data-world-cup-brazil/ (2014); https://news.sap.com/top-5-sap-sports-solutions/ (2014)
  • The Telegraph (Englisch): (http://www.telegraph.co.uk/technology/news/10959864/Germanys-World-Cup-tactics-shaped-by-data.html) (2014)
  • FAZ Online (Deutsch): http://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/fussball-auf-dem-weg-zum-daten-spiel-15344638.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 (2017)
  • ZEIT Online (Deutsch): http://www.zeit.de/sport/2015-06/dfb-leistungszentrum-frankfurt-bau (2015)
  • Interne Präsentationsunterlagen von SAP Sports Entertainment (Januar 2018)


© www.erp4students.at   Mittwoch, 4. April 2018 14:44 Zatrjan
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